Ich möchte in der nächsten Zeit das Thema „vegan leben“ auf meinem Blog weiter vertiefen und auch einige persönliche Einblicke geben, mit der Artikelserie: Warum vegan?!
Viele der Veränderungen in meinem Leben, die in den letzten Jahren Stück für Stück zu meiner neuen, selbstverständlichen Normalität geworden sind, waren anfangs eine richtige Herausforderung für mich.
Ich möchte sie hier einfach teilen und versuchen sie in Worte zu fassen, damit sie lebendig werden, andere berühren können, hilfreich sind oder zu einer positiven Veränderung bewegen können.
Denn ich glaube für jeden von uns ist es wichtiger denn je, frei zu sein!
Es ist nicht immer leicht die Informationen zu bekommen, die tatsächlich die Wahrheit widerspiegeln.
Wie bereits im vorangegangenen Beitrag: „Essen oder lieben? – Karnismus verstehen“ ausführlicher beschrieben, gibt es ein großes machtvolles Gefüge, das aktiv darum bemüht ist, dass sich keine Veränderungen in unserer Denk-, Gefühls-, Verhaltens- und Ernährungsweise ergeben.
Es schockiert mich immer wieder, wie viel Macht es über so viele tatsächlich hat, wie selbstverständlich es für die Meisten ist und es für mich auch war, in diesen ungesunden, zerstörerischen Zwängen zu leben.
Es ist erstaunlich, dass es möglich ist sich persönlich und seine Verhaltensweisen,
egal wie falsch oder unlogisch sie auch sein mögen, immer irgendwie erklären, rechtfertigen und voller Überzeugung, als die einzige Möglichkeit und Wahrheit sehen kann.
In den 30 Jahren in denen ich „normal“ war, hatte ich komischerweise nie das Gefühl mich für irgendetwas rechtfertigen zu müssen, was mein Ernährungsverhalten betraf.
Ich machte das was „alle“ machten.
Wenn ich etwas Vegetarisches oder Veganes gegessen habe, dann war das versehentlich.
Tierische Produkte waren allgegenwärtig, vollkommen selbstverständlich, es gab eigentlich jeden Tag Fleisch und am Ende der Woche zusätzlich den „Sonntagsbraten“.
Vegetarier oder gar Veganer gab es in meinem Umfeld nicht.
2008/2009 lernte ich 2 Freunde meines Mannes kennen, die waren „Vegetarier“, aßen aber ab und zu Fisch.
Ihre Begründung war, dass sie Massentierhaltung ablehnten.
Was mir unlogisch erschien, da sie ja Milchprodukte und Eier aßen und ich wusste, dass das in den riesigen Mengen, die überall verfügbar waren, auch nicht von romantischen Bauernhöfen stammen konnte…
Doch es fühlte sich für mich vollkommen egal an, dass sie sich vegetarisch ernährten, wieso sie Massentierhaltung ablehnten, ich überlegte nicht mal eine einzige Sekunde bei mir irgendetwas zu ändern.
Warum auch? Es berührte mich kein bisschen.
30 Jahre lang war das meine „Normalität“, ich fühlte nichts und ich hinterfragte nichts.
Aber ich hätte mich zu jedem Zeitpunkt aus vollster Überzeugung, als absolut tierlieb und mitfühlend bezeichnet.
Ich liebte Tiere und ich hatte mehrere Haustiere, deren Verlust mich jedes Mal schmerzlich traf.
Alles lief also in scheinbar natürlichen Bahnen, bis zum Herbst 2013.
Ich hatte in dem Jahr ein Abo der Zeitschrift „Lecker“ und auf der letzten Doppelseite stellten sie zu der Zeit, immer ein Rezept aus einem neuen Buch vor.
Irgendwann war da auch mal „Vegan for fit“ abgedruckt und ein Rezept für Zucchinispaghetti.
Ich überflog es nur. Woran mein Blick aber hängenblieb war das Buchcover.
Ein Mann in der Rückansicht mit weit ausgestreckten Armen.
Das löste in mir die Erinnerung an das Gefühl einer alten, tief in mir vergrabenen Sehnsucht wieder aus – Frei sein!
Als der Song „Frei sein“ gesungen von Xavier Naidoo 1997 veröffentlicht wurde, war ich 14 Jahre alt und steckte vollkommen in mehreren persönliche Krisen, gebündelter Weltschmerz, mittendrin in der Pubertät. Ich liebte den Song und hörte ihn in der Dauerschleife.
Und wenn ich ihn nicht anhörte, dann sang ich ihn in meinen Gedanken: „…Ich will frei sein, frei wie der Wind, wenn er weht. Ich will frei sein, frei wie ein Stern, der am Himmel steht…“
Einfach die Arme wie Flügel ausbreiten und – frei sein.
Die Sehnsucht war riesig, dennoch war ich damals fest davon überzeugt, dass es ein unerfüllbarer Wunsch bleiben würde, denn wie wäre es jemals möglich wirklich frei zu sein?
Ich klappte die Zeitschrift zu und legte sie beiseite.
Kurze Zeit später suchte ich etwas online bei Amazon und in der unteren Leiste der aktuellen Empfehlungen sah ich das Buchcover wieder.
So nah dran dachte ich: „Ach ich schau halt mal: „Vegan for fit“, naja…“
Das Wort vegan war in meinem Kopf relativ wertfrei, es löste keine Emotionen aus.
In den Rezensionen wurde das Buch als der Abnehmknaller gefeiert, mit wahnsinnig guten Erfolgen.
Abnehmen war für mich ein Dauerthema, also dachte ich mit einem E-book für 9,99 Euro, könne ich ja nichts falsch machen.
Das war am 7. Oktober 2013.
Dieser Klick hat mein ganzes Leben vollkommen verändert.
Nach 30 Jahren hatte ich durch dieses Buch, die Realität plötzlich direkt vor Augen und ich wünschte mir so sehr, dass sie nicht wahr ist.
Um genauer zu wissen, ob es wirklich so schlimm ist, suchte ich quer durchs Internet und landete bei der PeTA- Dokumentation: „Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten…“
Ich konfrontierte mich mit der schonungslosen Wahrheit und es schockierte mich zutiefst.
Ich habe es bis heute nicht geschafft diese Bilder wieder zu vergessen.
Als ich die Grundlage unserer „Normalität“ so direkt vor Augen hatte beschloss ich für mich, dass ich daran nicht mehr beteiligt sein wollte, diese sinnlose Gewalt sollte nicht mehr länger Teil meines Lebens sein!
Ich wollte „vegan sein“, doch mein heldenhaftes, idealistisches Streben, stieß auf kollektive Verwirrung und Ablehnung.
Mit dem Argument ich mach das jetzt für 30 Tage, war es dann schon wieder in Ordnung, nach dem Motto:
„Ah ja, du machst nur mal 30 Tage vegan und danach bist du wieder normal, ja dann…“
Aber es hatte mein Bewusstsein erreicht und verschwand nicht wieder daraus, ich war nicht mehr wie vorher:
Ich fühlte wieder etwas, wenn es auch sehr schmerzhaft und quälend war, ich sah die Dinge wieder, wie sie wirklich waren, alles was ich zuvor selbstverständlich ignoriert hatte, war plötzlich ein Teil von mir.
Das Thema tierische Produkte hat viele grausame Facetten.
Beim Fleisch hat es für mich aber einen viel direkteren Bezug.
Es ist nicht einfach nur etwas, dass aus jemanden herauskommt (was schon befremdlich genug ist), sondern tatsächlich etwas, das mal jemand war.
Es ist nicht einfach: „Das schmeckt aber gut.“ – sondern in Wahrheit: er, sie, du oder ihr…
Es liegt nicht etwas auf deinem Teller, sondern ein Teil, etwas von Jemandem.
Wer?
Wie vieles von wie vielen?
Sie sterben während ihre Herzen noch schlagen, sie ersticken, ertrinken oder sterben Stück für Stück…
Es ist nicht möglich Fleisch, das überall um uns herum allgegenwärtig ist, sein Leid anzusehen.
Wir wissen einfach nicht was wir alles mitessen oder wen und wir sollen es auch nicht wissen.
Ich finde den Gedanken Jemanden oder etwas von Jemandem zu essen inzwischen unerträglich.
Ich könnte mich dazu nicht mehr überwinden, allein der Gedanke löst bei mir vollkommene Abwehr aus.
Es ist schwierig für mich in Gesellschaft anderer meine Gefühle so weit zu distanzieren, dass es mich nicht unendlich quält zuzuschauen wie in meiner unmittelbaren Umgebung andere Lebewesen oder ihre Ausscheidungen ganz beiläufig, gedankenlos, genüsslich verspeist oder einfach nur schnell mal eben gegessen werden.
In sehe mich so vielen Fragen gegenüber, deren Antworten doch nicht ernsthaft „allen“ egal sein können:
Wie oft entscheidest Du bewusst oder unbewusst über Leben und Tod?
Wer hat namenlos, „gesichtlos“ gelebt und gelitten, ist anonym getötet worden für dich , wegen deiner Ernährungsvorlieben, aufgrund deiner Kaufentscheidungen?
Wer liegt auf deinem Teller?
Wen verdaust du gerade?
Wer oder was wird ein Teil von Dir?
Ist das ein wirklicher Genuss?
Wieso lassen wir das zu und bieten es auch noch großzügig freudestrahlend unseren Gästen an?
Wen unterstützt du mit diesen Entscheidungen und welche Folgen hat das?
Es ist verstörend in welchem Maße wir fehlinformiert, instrumentalisiert und legal manipuliert werden und auch noch glauben, es wären unsere eigenen innersten Überzeugungen und Entscheidungen nach denen wir handeln.
Sind im Grunde doch wir die eigentlichen Opfer und Melkkühe der Industrie, Wirtschaft und Politik?!
Es gibt keine Argumente für ein Handeln gegen die eigene Wahrheit, unsere eigentliche Überzeugung, Empathie, Moral…
Egal, wie sehr es die, die damit ihr Geld verdienen, die Menschen in deinem Umfeld und du selbst es dir einreden, es kann nicht richtig sein!
Jeder ist selbst verantwortlich für das was er tut, oder nicht tut – Niemand anderes.
Aber je nachdem wie wir uns entscheiden, leiden viele andere ungefragt und ungewollt mit!
„Schenke Leben mehr Liebe!“
Vor ein paar Monaten war ich im Bus zum Wochenmarkt unterwegs und überlegte hin und her, welchen Untertitel ich für mein Logo auf der Webseite entwickeln könnte, um die Liebe zum Leben zu unterstreichen. Bei Liebe habe ich automatisch die Verbindung zu meinem Herzen im Kopf. Das Herz ist einfach unser Mittelpunkt, wenn es um Leben und Liebe geht.
Basierend auf Sätzen wie: Im Herzen sitzt die Seele. Die Kraft des Herzens. Mein Herz schlägt Liebe. Das Herz ist das Zentrum der Energie usw. kamen Ideen wie:
„Sei mehr Liebe“ oder „Wofür schlägt dein Herz?“…
Und plötzlich kann vor meinem inneren Auge ein Bild wieder hoch:
Ein Schwein, dass an den Hinterläufen aufgehängt, mit den Vorderläufen strampelte, während das Blut aus seiner aufgetrennten Kehle rann… ein beklemmendes Gefühl stieg in mir auf und plötzlich kam der Gedanke:
Sie sterben mit schlagenden Herzen. Mit jedem Herzschlag ein bisschen mehr.
Fleisch essen bedeutet: Jemand muss mit schlagendem Herzen für dich sterben!
Entsetzen und Traurigkeit breiteten sich in mir aus, aber da war auch die sanfte innere Stimme meines Herzens die sagte:
Du bist kein Teil dessen mehr. Du bist frei. Du kannst jederzeit etwas verändern und bewegen!
DU ZÄHLST für eine gute Sache!
Jede deiner Entscheidung zählt, jedes lebendige Essen zählt, jede positive Veränderung.
Jeder neue Tag.
Atme tief durch und hör auf dein Herz. Mach es dir leicht – Sei einfach Liebe!